Welche Probleme haben Kleinwüchsige?

Die Probleme und Herausforderungen von Kleinwüchsigen beziehen sich auf unterschiedliche Lebensbereiche.

Die Umwelt ist konstruiert für Personen mit der Körpergröße von 1,70 m bis 1,90 m. Für Kleinwüchsige sind alltägliche Einrichtungen unerreichbar hoch und damit unbenutzbar errichtet und angebracht, z.B. öffentliche Telefoneinrichtungen, Briefkästen, Haustürklingeln, Fenstergriffe, Lichtschalter, Bedienungsknöpfe in Aufzügen, Straßenbahnen und Bussen, Garderobenhaken, Handtuchspender, Fahrkartenautomaten, Regale, Theken und Tiefkühltruhen in Geschäften, Schalter in Post und Banken sowie die Benutzung von Geldautomaten. Die Stufen der öffentlichen Verkehrsmittel sind zum Ein- und Aussteigen zu hoch, besonders, wenn Bahn- und Bürgersteige fehlen.

Die genormten Möbel im Wohn- und Küchenbereich sind in ihrer Höhe und ihrer Tiefe für Kleinwüchsige nur zum Teil nutzbar. Deshalb brauchen kleinwüchsige Menschen mehr Stellfläche (größere Wohnung), um nicht mit Hilfsmitteln wie Hocker und Leiter im täglichen Arbeitsablauf zu jonglieren.

Kleinwüchsige finden selten passende Kleidung und Schuhe. Hier hilft nur Maßanfertigung weiter, wobei es keinerlei Zuschüsse für Bekleidung gibt. Maßschuhe werden bei Vorlage eines ärztlichen Attestes in der Regel alle zwei Jahre von den Krankenkassen bezuschußt.

Die meisten Kleinwüchsigen verfügen über eine normale Intelligenz. Trotzdem sträuben sich immer noch Kindergärten, Grundschulen, Gymnasien, Arbeitsstätten und Arbeitgeber aller Berufe, Kleinwüchsige aufzunehmen, auszubilden und anzustellen. Kleinwüchsige Menschen arbeiten genauso gewissenhaft, sorgfältig und zuverlässig wie andere Personen auch, aber die Stellen, die man ihnen gibt, entsprechen oft nicht ihren Fähigkeiten.

Vielen Kleinwüchsigen fällt es schwer, selbständig zu werden. Zum Teil werden sie zu Hause zu sehr beschützt und geschont. Zu oft haben sie gehört; “Das kannst Du nicht”, bis sie es selber glauben. Aber auch die weitere Umgebung verhält sich Kleinwüchsigen gegenüber oft ablehnend, verspottet sie, traut ihnen nichts zu, schließt sie aus, behandelt sie als Clowns und amüsiert sich auf ihre Kosten. Um sich als Erwachsener behaupten zu können, bedarf es einer gehörigen Portion von Selbstvertrauen, das aber schon in der Kindheit zerstört worden sein kann. Der “Bundesselbsthilfeverband Kleinwüchsiger Menschen” bietet hier eine Möglichkeit, das Selbstwertgefühl zu erlernen.

Kleinwüchsigen wird von der Umwelt eingeredet, daß Liebe und Sexualität “nichts für sie sind”. Sie werden zu einer Verzichthaltung erzogen und sind schließlich so eingeschüchtert und gehemmt, daß es ihnen schwerfällt, Freundschaften zu schließen, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt. Da es nur selten Partnerschaften zwischen großen und kleinen Menschen gibt, kommt der Partnersuche innerhalb des Bundesselbsthilfeverbands Kleinwüchsiger Menschen e.V. eine große Bedeutung zu.

Die körperlichen (Einkaufen, Treppensteigen usw.) und seelischen (Kampf um die Selbstbehauptung) Belastungen sind groß. Sie wirken sich in angestreng-tem Arbeitseinsatz, verschiedenen Krankheiten, frühzeitigem Verschleiß, frühzeitiger Arbeitsunfähigkeit und seelischer Verzweiflung aus. Diese Tatsachen sind bisher nirgendwo systematisch erfaßt und untersucht worden, so daß es auch keine Grundlagen zur Abhilfe der Überforderungen gibt. Eine frühere Pensionierung als mit 60 Jahren, ohne Schmälerung der Rente, wäre sicher angebracht. Auf diesem Sektor etwas zu erreichen, kann nur als Gruppe gelingen. Auch hier hilft der Bundesselbsthilfeverband Kleinwüchsiger Menschen e.V..

Der Trend, alle Einrichtungen und Gebrauchsgegenstände nur auf die Maße großer Menschen abzustimmen (Kleidung, Möbel, Arbeitsplatz, Arbeitsgeräte) und menschliche Dienstleistungen durch Automaten zu ersetzen, die von Kleinwüchsigen nicht bedient werden können, bedroht uns und schränkt unseren Lebensraum erheblich ein. Diese Haltung muß als Ausdruck einer Gesellschaft gesehen werden, die gegenüber Abweichungen intollerant ist und Andersartige von der Teilnahme am öffentlichen Leben ausschließt. Würde die Gesellschaft kinderfreundlicher denken und handeln, so wäre auch vielen Behinderten (Kleinwüchsigen, Rollstuhlfahrern, alten und gebrechlichen Menschen) geholfen und eine bessere Lebensqualität gegeben.

  
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